Radroute Industriekultur
Wasserstraße und Eisenbahn - Radroute der Industriekultur am Teltowkanal
Streckenbeschaffenheit:
Länge: 28 km Untergrund: Die mittelschwere Tour folgt überwiegend asphaltiertem Untergrund, nur ein kurzer Abschnitt befindet sich auf losem Untergrund Verkehr: Route verläuft streckenweise auf Haupt- und Nebenstraßen, überwiegend auf Radwegen Dauer: ca. 4-5 Stunden
Fahren durch die Geschichte
Auf der Industriekultur Route erwarten dich geheimnisvolle Orte mit spannenden Geschichten zur industriellen Entwicklung der Umgebung. Diese ist geprägt, durch den 1906 erbauten Teltowkanal. Der Kanal sorgte für die Ansiedlung von Industrie und Bevölkerung. Ein Industrieband entstand entlang des Ufers. Früher wurden die Fabriken im engen Takt mit Baumaterialen, Kohle und anderen Rohstoffen mit Lastkähnen beliefert. Heute ist der Teltowkanal ein Naherholungsgebiet mit vielen Industriedenkmäler, die zum Entdecken einladen. Nehm dir einen Tag Zeit, es gibt viel zu erkunden.
Km 0,00 - Die Tour startet an der imposanten Schleuse in Kleinmachnow. Sie ist das markanteste und wichtigste Bauwerk des Teltowkanals und zieht schon seit dem Baubeginn Touristen und Technikbegeisterte in seinen Bann. Die Schleuse überwindet seit dem Bau des Teltowkanals 1906 den Höhenunterschied von 2,74 m zwischen Havel und Spree.
Km 0,00 - Neben der Schleuse erinnert eine alte Straßenbahn an die ehemalige Straßenbahnlinie 96, die von Groß-Lichterfelde bis zur Schleuse Kleinmachnow führte.
Von der Schleuse biegen wir links in die Allee am Forsthaus ab. Hier befinden wir uns direkt neben dem Bäketal, dessen Wald und Wiesen Lebensraum für viele Vogelarten und Insekten bietet. Am Ende der Straße befinden wir uns im alten Dorfkern Kleinmachnows. An der Dorfkirche vorbei, fahren wir auf dem Zehlendorfer Damm Richtung Süden an der Ruine der alten Hakeburg vorbei. Gerade und links über die Kreuzungen geht es weiter auf die L77 aus der Stadt heraus. Der Landesstraße folgen wir auf dem Grüner Weg bis zu Sigis Streuobstwiese. Dort angekommen biegen wir links in den Schenkendorfer Weg ab und erreichen, am Geruch zu erkennen auch gleich unser nächstes Ziel.
Das Klärwerk Stahnsdorf. Der Teltowkanal galt nach dem Bau als wichtige Abwasser Quelle für Berlin. Bis zum Ende der 20er Jahre wurd e das Abwasser der Region auf die Rieselfelder geleitet. Doch die Abwassermengen stiegen in dieser Zeit stark an. Außerdem war berieselungsfähiges Land knapp und die Rieselfelder konnten nur eine bestimmte Menge Abwasser aufnehmen. So begann im April 1929 der Bau des Klärwerk Stahnsdorf, das zum größten und modernsten seiner Art in Europa werden sollte. Seitdem folgten mehrere Ausbaustufen und immer neue Technologien mit besserer Wirkung. In den 1990er Jahren gab es darüber hinaus viele Umbauten zur Energiegewinnung. Im alten Maschinenhaus können Liebhaber alter Technik die früheren Anlagen besichtigen. Zu sehen gibt es unter anderem einen Gaskessel und -verdichter von 1928 sowie ein massives Schaltpult von AEG. Weitere Infos findest du im Industriemuseum, eine Besichtigung im Klärwerk ist nach Voranmeldung möglich.
Weiter folgt unsere Route nach Teltow an der Iserstraße entlang zur Biomalzfabrik. Diese wurde 1911 eröffnet. Aufgrund dessen, dass viele Menschen an Krankheiten litten, lief das Geschäft mit Biomalz in Berlin so gut, dass es keine Lieferanten für Malzextrakt mehr gab. Daher wurde die Fabrik in Teltow gebaut, um das Getreide direkt vor der Tür verarbeiten zu können. Heute dient der Standort immer noch als Mälzerei aber auch weitere Gewerbe- und Kulturschaffende nutzen das denkmalgeschützte Gebäude.
Rechts die Potsdamer Straße entlang entdecken wir das Techno Terrain Teltow. Das Gelände ist das größte innerstätische Gewerbegebiet Brandenburgs und umfasst 600.000 m². Auf dem Gebiet sind einige bedeutende alte Industriegebäude zu finden, wie die Porzellanfabrik die seit 1904 anfangs Haushalts- und Zierporzellan und ab 1908 technisches Porzellan herstellte. (1929 Darolowid Wird, DDR VEB Elektronische Bauelemente) Durch den Bau des Schönower Elektrizitätswerkes war der Bedarf an technischem Porzellan drastisch angestiegen. Ab 1993 wurde das Gebiet zum Techno Terrain Teltow.
Mit einem kurzen Abstecher in die Elbestraße finden wir die wunderschöne ehemalige Seifen- und Parfümfabrik, dessen bekanntester Duft aus Teltow das Uralt-Lavendel ist. Heute wird die ehemalige Parfümerie als Senioreneinrichtung mit dem schönen Namen Lavendelresidenz genutzt.
Zurück auf unserer Route folgen wir nun das Katzbachstraße und biegen rechts auf die Oderstraße ab. Hier finden wir das Industriemuseum Region Teltow. Das Gebäude ist ein ehemaliges Industriegebäude, in welchem Wechselstromzähler und mechanische Filter hergestellt wurden.
Industriemuseum Teltow
Das Industriemuseum Teltow bietet einen Überblick über 140 Jahre Industriegeschichte in Teltow und Umgebung. Es ist ein Ort der Begegnung mit Vergangenem und der wissenschaftlich–technischen Gegenwart. Die zahlreichen Exponate machen das breite Spektrum der ansässigen Unternehmen deutlich: Es umfasst die Bereiche Infrastruktur, Elektronik, Kommunikationstechnik, Automatisierungstechnik und Polymerchemie. Im Museum befindet sich außerdem ein Informationszentrum zur Berufsorientierung.
Weiter entlang der Oderstraße treffen wir auf den Stadthafen Teltow. Schon 1906 entstand Teltows erster öffentlicher Hafen. Er bestand rund 40 Jahre bis zur Teilung Deutschlands. Daraufhin entstand auf dem Teltowkanal die DDR-Grenzanlage und der Schiffsverkehr kam zum Erliegen. 2013 beschloss die Stadt Teltow einen neuen Stadthafen zu errichten. Dieser bietet nun ein gastronomisches Angebot, Freizeit Bootsliegeplätze im Wasser und an Land, Bootsservice und ein Travellift-Kran mit dem Schiffe bis zu 50 Tonnen Gewicht aus dem Wasser gezogen werden können.
Wer möchte, biegt kurz hinter dem Hafen in die Teltower Altstadt ab. Hier kann die wunderschön restaurierte Altstadt mit viel Ruhe genossen werden.
Entlang dem Teltowkanal folgen wir dem Berliner Mauerweg Richtung Lichterfelde Süd. Auf dem Weg kommen wir nach Teltow Seehof, wo Ende des 19. Jahrhunderts viele Villen am ehemaligen Teltower See entstanden.
Im Frühling zur Blütezeit der Kirschblüten lohnt sich in jedem Fall ein Blick auf die Kirschblütenallee. Hier blühen, auf dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen Teltow und Berlin Steglitz-Zehlendorf, immer Ende April ca. 1100 Kirschbäume mit wunderschönen rosafarbenen Kirschblüten.
Weiter folgen wir dem Uferweg bis zur Eugen-Kleine-Brücke, die wir überqueren. Von der Berliner Seite des Teltowkanals haben wir wenig später eine tolle Sicht auf das Heizkraftwerk Lichterfelde – Vattenfall. Dieses wurde 1972, für die Wärmeversorgung mit Schweröl und später mit Erdgasbefeuerung, in der Umgebung in Betrieb genommen. Die Anlage mit ihren 3 Kraftwerksblöcken ist inzwischen stillgelegt und soll bis 2025 im Zuge der Wärmewende zur fossilfreien Strom- und Wärmeerzeugung teilweise rückgebaut werden.
Nach dem überqueren der Emil-Schulz-Brücke können wir eine alte Treidellok besichtigen. Die Treidelloks wurden verwendet, um die Schiffe den Teltowkanal entlang zu ziehen. Dies war nötig, um die sehr sandigen Uferböschungen nicht zu beschädigen. Am Teltowkanal wurden Schiffe erstmals ausschließlich elektrisch gezogen. Entlang der Strecke sind wir immer wieder auf alten Wegen der Treidelloks unterwegs. Für die Schleuse, die elektrische Bahnanlage und weitere schwimmende Arbeitsgeräte wurde sogar ein extra Kraftwerk am Teltowkanal-Bauhof in Schönow errichtet.
Auf der Eduard-Spranger-Promenade finden wir das Otto-Lilienthal-Denkmal, dieses Denkmal wurde 1914 zu Ehren des ersten Fliegers Otto Lilienthal errichtet. Der Flugpionier wurde durch seine ersten geglückten Gleitflüge vom südlich gelegenen selbstgebautem „Fliegeberg“ bekannt.
Am Ende der Promenade erreichen wir den Krahmersteg, diesen überqueren wir und fahren geradeaus die Krahmerstraße hoch. Dort befindet sich der "Mäusebunker", eine ehem. Forschungseinrichtung für experimentelle Medizin, mit einer ganz besonderen Architektur.
Zurück zum Teltowkanal fahren wir weiter in Richtung Charité Campus Benjamin Franklin. Das Krankenhaus wurde 1968 als Ersatz für die in Ostberlin gelegene Charité nach den Plänen der amerikanischen Architekten Curtis und Davis fertiggestellt. Zusammen mit dem Mäusebunker bilden die Gebäude eine einzigartige Gruppe von jüngeren Forschungs- und Gesundheitsbauten. Die Bauten zählen zu den bedeutendsten Repräsentanten der Nachkriegsmoderne.
Gegenüber des Krankenhauses finden wir den Steglitzer Hafen. Hier wurden vor allem Baumaterialien für die Errichtung der Siedlungen und später Kohle für das Kraftwerk Steglitz angeliefert.
An der Prinzregent-Ludwig-Brücke entdecken wir auf der rechten, südlichen Seite des Kanals, das Kraftwerk und Umspannwerk Steglitz. Es wurde zur Elektrizitätsversorgung in den 1910er Jahren gebaut. Das Kraftwerk hat eine wechselseitige Geschichte, die in den 90 Jahren mit der Stilllegung der Anlage sein Ende fand. Nur die Umspannanlagen sind teilweise weiter in Betrieb.
Auf dem Gelände des Kraftwerkes, ist ein weiteres Museum zu finden. Wer mehr über die Entwicklung der Berliner Stromnetze und der öffentlichen Beleuchtung erfahren möchte, kann hier einen Zwischenstopp im Energie-Museum Berlin einplanen. Nur nach vorheriger Anmeldung (oder Expressführung immer am letzten Samstag im Monat 11-12 Uhr) können die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg Berlins von der ersten elektrischen Laterne zur digital gesteuerten Stromversorgung entdeckt werden.
Nördlich des Teltowkanals fahren wir weiter, unterfahren hinter dem Edenkobener Steg kurz eine Bahnbrücke, über den sandigen Uferweg und gelangen dann zum Ehem. Gaswerk Hafen. Das Gaswerk auf dem Gelände wurde 1901 eröffnet, um die Gasbeleuchtung der Gemeinden südlich von Berlin zu sichern. Die erhaltenen Gebäude demonstrieren anschaulich, wie ein Gaswerk der Jahrhundertwende ausgesehen hat und welche Verfahren und Arbeitsabläufe bei der Herstellung von Stadtgas zum Einsatz kamen. Am Wulfila-Ufer entlang gelangen wir zum Marienfelder Damm.
Dort befindet sich das Ullstein Haus. Das Gebäude wurde 1927 gebaut. Da es für den erfolgreichen Ullstein Verlag im Berliner Zeitungsviertel zu eng wurde, wurde der Hauptsitz nach Tempelhof verlagert. Das Druckhaus war damals eines der modernsten und größten Europas. Das Ullstein Haus ist ein herausragendes Beispiel für den expressionistischen Stil der 1920er Jahre. Seit 1985 ist das Gebäude ein öffentliches Geschäftshaus. Heute beherbergt es eine Vielzahl von Büros, Einzelhandelsgeschäften, Restaurants und Cafés.
Neben dem Ullstein Haus befindet sich der Tempelhofer Hafen. Dieser wurde 1906 zusammen mit dem Teltowkanal eröffnet. Der Hafen war mit modernsten maschinellen Transport- und Wiegeanlagen sowie einer Zollstation ausgestattet. Zahlreiche alte Lagerhäuser und Krananlagen erinnern noch heute an die einstige Bedeutung des Hafens. Das große Speichergebäude zeugt von den Mengen der hier gelagerten Güter, wie Getreide, Zucker und Tabak. Seit 2009 wird der Hafen als Freizeithafen mit Shops und Restaurants genutzt.
Vom Tempelhofer Hafen biegen wir ab in die Viktoriastraße und finden dort die UFA Fabrik – Universum Film-AG, das ist „Metropolis“, bekanntes Filmunternehmen aus Potsdam zählt zu den ältesten Filmfirmen Europas. Von 1921 bis 1956 wurden in der ufaFabrik die Studios Potsdam-Babelsberg mit der technischen Nachbearbeitung unterstützt. Ab 1979 bis heute Kunstzentrum und Visionslabor. Über die Attilastraße und die Arnulfstraße gelangen wir zum
Natur-Park Schöneberger Südgelände – Zeit nehmen lohnt sich um den ehemaligen Rangierbahnhof Tempelhof zu erkunden. Ende des 19. Jahrhunderts errichtet zur Entlastung des Anhalter Güterbahnhofs und stetig erweitert. Über die Röblingsstraße gelangen wir zur Bessemerstraße und finden dort die KADEA
Natur-Park auf ehemaligem Eisenbahnareal
Begib dich auf eine Entdeckungsreise in das Gebiet des ehemaligen Rangierbahnhofs Tempelhof. 1952 wurde hier der Bahnbetrieb eingestellt. Seitdem eroberten sich die Pflanzen die brachliegenden Gleisanlagen und Flächen zurück und eine beachtliche Artenvielfalt konnte sich entwickeln. Die denkmalgeschützte Gesamtanlage Natur-Park Schöneberger Südgelände ist heute Landschafts- und Naturschutzgebiet.
Die Anlage ist wie ein Freiluft Museum der Bahntechnik. Auf dem Gelände gibt es zahlreiche Wasserkräne, Lichtmasten, Schienenstränge und Weichen. Als Highlight eine der ältesten Drehscheiben Deutschlands. Mittels dieser konnten Loks im Handbetrieb auf andere Gleise, zum Beispiel in Richtung Lokhalle, versetzt werden. Ihr Durchmesser beträgt ganze 23 Meter. Die über 100 Jahre alte Lokhalle zur Wartung und Reparatur der Lokomotiven befindet sich ebenfalls immer noch auf dem Gelände. Diese wird in den kommenden Jahren zu einem Kultur- und Kreativstandort entwickelt. Ein 50m hoher Wasserturm ist das Wahrzeichen des Parks. 1927 wurde er gebaut, um ca. 400 Kubikmeter Wasser zum Betrieb der Dampfloks zu liefern. Beide Relikte der Bahngeschichte zeugen von der Größe des ehemaligen Rangierbahnhofs. Ein weiteres Highlight und Wahrzeichen ist die alte Dampflokomotive 503707 von 1940.
Opelhalle – In der historischen Werkhalle werden noch heute Autos verkauft und repariert. Die Halle ist nicht nur ein historisches Gebäude, sondern auch ein Ort für Kunst, Kultur und Innovation. Hier finden regelmäßig Konzerte, Ausstellungen und Messen statt, die das Interesse an der Industriegeschichte Berlins und der modernen Kultur fördern.
Als Highlight mitten im Berliner Gewerbegebiet präsentiert sich eine grüne und pulsierende Insel - die ehemalige Schultheiss Mälzerei. Die Malzfabrik wurde 1921 eröffnet. Schultheiss war damals eine der größten Lagerbierbrauereien der Welt und baute die Fabrik um aus Getreide Malz für die Bierproduktion zu verarbeiten. Die Mälzerei war damals Europas größte Malz-Produktionsstätte. 1996 wurde die Produktion eingestellt. Doch die alten Maschinen und originale Objekte kannst du immer noch bei Führungen entdecken.
Heute dient das magische Gelände als Eventlocation und bietet Raum für Kreativunternehmen und Kultur mit umweltbewusstem handeln. Ein Freizeitbecken mit Strand, ein Naturgarten und ein Feuchtbiotop laden auf dem grünen Gelände zum Verweilen ein. Um zum Endpunkt zu gelangen fahren wir von der Alboinstraße zur Schöneberger Straße und folgen dem Sachsendamm zum Bahnhof Südkreuz.
Tipp: Wer noch mehr Lust auf Industriegeschichte der Eisenbahn hat, der folgt den Schienen nördlich vom Bahnhof Südkreuz und gelangt zum Park am Gleisdreieck. Der Park befindet sich auf dem früheren Gelände des Anhalter und des Potsdamer Güterbahnhofs. Über eine digitale Spurensuche durch zwei Jahrhunderte Eisenbahngeschichte kann die Entwicklung des Areals nachvollzogen werden. Einfach folgende Internetseite aufrufen und schon kann es losgehen: www.gleisdreieck.industriekultur.berlin
Nördlich des Parkes befindet sich das deutsche Technikmuseum Berlin. Das Museum mit Flugzeug auf dem Dach, der Museumspark und das Science Center Spectrum laden zu einer erlebnisreichen Entdeckungsreise durch die Kulturgeschichte der Technik ein. Das Deutsche Technikmuseum gilt als eines der führenden technik-historischen Museen weltweit. Auf über 26.500 Quadratmetern kann die Vielfalt alter und neuer Technik erlebt werden. Unter anderem der erste Computer der Welt, Flugzeuge, Schiffe, Lokomotiven und Autos können bestaunt werden.